Mittwoch, 10. Dezember 2008

Super-Nanny

Es ist nicht unbedenklich, dass einige wenige Fernsehmacher und eine Diplom-Pädagogin dem Rest der Menschheit vorschreiben wollen, wie sie ihre Kinder zu erziehen haben. Noch weniger gut ist es, dass diese privaten Dramen Millionen von Zuschauern zugänglich gemacht werden, die sich dann am Leid anderer ergötzen können.

Und dennoch. Aus welcher Logik heraus auch immer dies geschehen mag: Einige Menschen können und wollen sich nur helfen lassen, wenn eine Kamera bei ihnen im Wohnzimmer steht.
Der Weg zur RTL-Redaktion scheint ihnen unbeschwerlicher zu sein als der zum Jugendamt.
Bei der letzten Sendung, die zum Politikum expandierte, wurde mir allerdings klar, dass die RTL-Redaktion in vielen Fällen die letzte Instanz ist, durch welche Menschen die Hilfe erfahren, die ihnen von staatlichen Einrichtungen verweigert wird.

Die Sendung, auf die ich mich beziehe, ist wirklich harte Kost. Mir hat sie den Sonntag Nachmittag verdorben. Man findet sie (noch) auf RTL, aber die Mutter ist solch einem öffentlichen Hass ausgesetzt, dass sie die Folge wohl entfernen werden. Zur Not und wenn man unbedingt will, findet man sie bestimmt bei Youtube unter "Justin Nanny".

Manche mögen sagen, die Sendung sei getürkt. Das würde bedeuten, dass ein Produzent zu Mutter Jutta sagen müsste: "Verklopp mal schön deinen Jungen, wir geben dir 2000 Euro". Meines Erachtens ist das eine lächerliche Mutmaßung. Der Sender würde sich strafbar machen.
Es ist darüber hinaus leider durchaus denkbar, dass eine Mutter eine geistige Störung aufweist und beginnt, ihr Kind zu hassen. Es ist wirklich furchtbar, aber denkbar.
Was hingegen nicht denkbar ist, ist Folgendes. Die Mutter weiß in ihren klaren Momenten, was sie ihrem Sohn (der übrigens unglaublich lieb und goldig ist) da antut, und will sich helfen lassen.
Und nun kommt der Punkt, auf den ich hinauswill: Ungefähr bei Minute 30 ruft sie das Amt an und bekommt trotz Dringlichkeit nur einen Termin für nächste Woche. Sie betont, dass es wirklich dringend sei. Sie sagt wörtlich, dass sie nicht so lange warten kann, weil sonst etwas passieren könnte, etwas weitaus Schlimmeres. Und wenn es zu spät sei, würde man sie belangen, weil sie sich keine Hilfe geholt habe. Sie sagt diesem Sachbearbeiter ins Gesicht, dass sie nicht dafür garantieren kann, dass sie ihren Sohn auf das Übelste misshandelt, wenn nicht SOFORT etwas geschieht. Und bekommt dennoch keinen Termin.

Durch RTL konnte vom einen auf den anderen Tag eine Pflegefamilie gefunden werden. Ich will nicht zu pathetisch klingen, aber man kann fast davon ausgehen, dass dieses vielkritisierte Sendeformat das Leben eines kleinen Jungen gerettet hat.
Was die Geschichte über die Kompetenz von Sozial- und Jugendämtern aussagt, lasse ich nun einmal unkommentiert im Raum stehen.

Drei Grammophone

Von allen Institutionen befreites, hemmungsloses Assoziieren.

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