Der rote Teppich

Ich habe letztens, wohl mit einiger Verspätung, die "Le monde diplomatique" für mich entdeckt. Wunderbarerweise gibt es sie auch im Internet und somit nicht nur als Beilage der taz.
Am besten gefallen hat mir der Artikel "Der rote Teppich" von Juan Villoro. Es geht im weitesten Sinne um die Psychologie des Drogenhandels in Mexiko, im Subtext aber auch um die Mentalität und Lebensweise in einem Land, das von krimineller Brutalität durchzogen ist. Der Text ist kurz, dicht, realitätsnah - und schafft es trotzdem, Anleihen bei Philosophie und Popkultur zu machen, ohne gewollt intellektuell zu wirken.
Eine besondere Stelle zitiere ich mal:
Die Kartelle wenden die Gesetze des Blutes an, wie Kafka sie in der Erzählung "In der Strafkolonie" beschreibt. Das Opfer erfährt nicht, welches Urteil gesprochen wurde: "Es wäre absurd, es ihm mitzuteilen, da es ihm mit der Egge auf den Leib geschrieben wird." Der "Narco" (Drogenhändler) benutzt die Sprache der Grausamkeit, bei der die Wunden die Verurteilung des Opfers nachzeichnen und zugleich eine Drohung gegen die Zeugen sind.
Das ius sanguinis (Blutrecht) der Drogenbosse kommt durch eine kafkaeske Umkehrung des gerichtlichen Verfahrens zustande: Das Urteil steht nicht am Ende, sondern am Anfang eines Prozesses; es kündigt an, dass andere zur Rechenschaft gezogen werden können. "Wenn du kein Blut fließen lässt, kann das Gesetz nicht gedeutet werden", schreibt Lyotard über "In der Strafkolonie". Das ist auch das implizite Motto des organisierten Verbrechens. Dessen Aussage ist eindeutig - während das andere Gesetz, nämlich "unseres", verschwommen bleibt.

Drei Grammophone

Von allen Institutionen befreites, hemmungsloses Assoziieren.

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