Campoy

Das Wochenende brachte mal wieder jede Menge Dichter.
In einer räucherkerzenrauchgeschwängerten düsteren Höhle wurden mit viel Leidenschaft und Körpereinsatz Gedichte vorgetragen. Vom Aggressionspotential her ähnelte das Ganze eher einem Rap-Battle. Dann trat eine selten schlechte Rockband auf und wir gingen zum nächsten Absacker in die nächste Künstlerkneipe. An allen Tischen sitzen sie, Scharen von Poetas, und lesen aus ihren Büchern oder zeigen ihre Bilder. Und trinken natürlich. Ich habe ganz schön abgeräumt: Ein Buch, mehrere Gedichte und ein Bild wurden mir mit Widmung vermacht. Viele Gedichte sind allerdings ziemlich schlecht.
Der nächste Tag brachte den ersten Krankheitsschub des peruanischen Magendarm-Virus, aber auch einen interessanten Ausflug nach Campoy. Das liegt sehr weit ausserhalb von Lima in den Bergen. Hier hat es die Anden-Bevölkerung hinverschlagen, die dachte in Lima das grosse Glück zu finden. Aber Pustekuchen. Verfallene Hütten, kein Wasser, keine Bildung. Bis vor 35 Jahren ein verrückter Deutscher namens Franz Ecker mit seiner peruanischen Frau das Unmögliche wahr machte und im Laufe der Zeit mehrere Schulen und Kindergärten aufbaute. Hier sieht man mehr.

Rubén und ich waren sehr beeindruckt von Franz Eckers Persönlichkeit. Er ist inzwischen über 70, fährt aber nach wie vor 6 Tage die Woche mit seinem Jeep zur Arbeit, brodelt ständig über vor Ideen, ist sehr schlau, auch Philosoph und nebenbei noch gross- und warmherzig. Und witzig.
Deswegen werde ich mich in den nächsten Wochen immer mal für einige Tage nach Campoy begeben. Vor Ort ist es möglich, in mehreren Institutionen mithelfen. Ich kann auf einem Grundstück von Franz schlafen. Dort bin ich zwar mehr oder weniger alleine, habe aber einen tollen Garten mit Feigen und 100 Kaninchen mit Kaninchenbabys.
evakoeppen - 24. Feb, 03:47
beweis