Samstag, 7. Februar 2009

SydneySeoulBerlin

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Der Flug von Sydney nach Seoul war traumhaft. Ich saß inmitten von vier chinesischen Schulklassen (vielleicht weiß der ein oder andere um mein überbordendes Interesse an asiatischen Kulturen) und es gab nur fünf (furchtbare) Filme zur Auswahl, deren Anfang man darüber hinaus immer abpassen musste. Bei dem Richard Gere-Film verdrückte ich dann doch eine Träne, aber mehr als Hommage an Mama, weil sie Richard so gern mag.
Das erquickende Quäken der asiatischen Äffchen noch im Ohr, verließ ich in Seoul mehr rennend als laufend den Flieger und fand mich am Travel Desk wieder, wo ein kleiner (na was auch sonst) Koreaner diktatorhaft Namen in die Gegend bellte. Ich musste so lachen! Nie ward mein Name einfühlsamer ausgesprochen worden, nie hatte jemand die Dominanz der Konsonanten meines brutalen Nachnamens mit soviel sprachlicher Raffinesse hervorgehoben.
Wir armen Reisenden folgten ihm wie die Lämmer zur Schlachtbank in die kalte Nacht von Seoul und brausten bald darauf in kleinen Bussen zum Hotel. Da wurde ich sentimental, wie immer wenn ich irgendwo auf der Erde bin und denke, dass ich verloren gehe und gewiss verhungere oder mein Pass oder das Gepäck gehen verloren, um dann zu merken, es klappt letztendlich doch alles. Denn dennoch geht meistens (fast) immer alles gut, ist das nicht unglaublich! Weil menschliche Strukturen dann doch immer wieder funktionieren, überall auf der Welt, und auch wenn man die Sprache nicht versteht, sitzen doch Gleichgesinnte mit einem im Bus und ruckeln durch eine fremde Nacht und wissen nicht um die Dinge, die da kommen, und vertrauen dennoch, genau wie man selbst.

Das Hotel Sevilla riss mich aus diesen sentimentalen Gedanken. Außer dem Namen und ein, zwei Bildern hat es nichts Spanisches. Dafür besitzt es keine Fenster, und wenn man auf eines stößt, kann man sich sicher sein, dass man beim Öffnen einen Ausblick auf die gegenüberliegende Wand hat. Dies verlieh dem ganzen eine besondere klaustrophobische Note, auch eine gewisse Science-Fiction-Atmosphäre kam auf. Nichtsdestotrotz war das Zimmer großartig, es ist überhaupt großartig, in Hotels zu sein.
Das Abendessen wurde im schicken Restaurant im Basement angerichtet. In meiner abgerissenen Kleidung fühlte ich mich erst etwas unwohl – ein Gefühl, das sofort verflog als das Essen aufgetischt wurde. Es erreichte bestenfalls Jugendherbergs-Niveau, was einen interessanten Kontrast zu den räumlichen Gegebenheiten erzeugte. Eine Dresdnerin, eine schottische Lady und ich würgten mühsam Algen-Pappe und Chicken Curry herunter.

Die letzten Tage in Manly waren herrlich und unter anderem geprägt durch spektakuläre Sushi-Orgien. Meine Abschiedsparty war ein großer Erfolg! Man tanzte im Wohnzimmer, fand auf der Straße ausrangierte Einkaufs- und Kinderwagen, ging noch eine Runde in einer schäbigen Bar tanzen, ließ sich (wie in meinem Falle) von betrunkenen Australierinnen 2 bis 3 Bier in den Rückenausschnitt kippen, denen man einfach nicht mehr böse sein konnte weil sie schon so überm Deister waren. Dann sang man noch „Dust in the wind“ auf dem Corso.
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Ein weiterer schöner Ausflug war der in den Royal National Park, der nur eine Stunde von Sydney entfernt ist. Es ist der 2. National Park, der jemals auf der Erde gegründet wurde. Er ist Royal weil die Queen mal da war. Dort gibt es Lagunen, einsame Strände, Dünen und Felsformationen, die aussehen wie geschlagene Sahne.
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Doch Obacht am nationalparkseigenen Kiosk! Der Hot Dog ist eine fies wachsrot gefärbte Speckwurst, das Brötchen das dazu kommt ist ein riesiger Weichteig-Ballon! Nicht empfehlenswert. Darüber hinaus wird das Essen einem ein bisschen vermiest durch die beeindruckenden Kakadus, die man erst ganz toll findet, die einem aber dann doch etwas zu nah auf die Pelle rücken und „ruckedigu! Gib mir dein Essen“ machen. Für den Graf und mich der Horror, wo wir doch beide solche Futterneider sind.
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Auf dem Flug nach Berlin habe ich "Lady Chatterleys Lover" zu Ende gelesen und fand es sehr gut. Und ich habe "Lakeview Terrace" gesehen mit dem herrlichen Samuel Jackson und habe ihn für gut befunden.
Jetzt bin ich in Berlin und erfreue mich an der schönen kalten Luft und muss sagen: so ein schlimmer Moloch ist es dann doch wieder nicht.

Drei Grammophone

Von allen Institutionen befreites, hemmungsloses Assoziieren.

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