Samstag, 31. Januar 2009

Alien-artig

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Ob ich Heimweh nach Berlin habe, fragt die Mama. Nee, eigentlich nicht, muss ich sagen. Meine geschaetzte Mitbewohnerin schrieb ja juengst aus Ecuador, dass sie merkt dass sie in kaeltere Gefilde gehoert, zu den Menschen mit den Stock im Arsch. Diese Zugehoerigkeit spuere ich zwar auch, aber ich will nicht unbedingt zurueck. Umso laenger ich weg bin, umso mehr ist Berlin Moloch fuer mich, duesterer fieser Moloch, trotz all der geliebten Menschen in ihm.IMG_0995Was ich vermisse, ist die Indoor-Kultur. Die Aussies sind Outdoor-Freaks, was sich hier in Manly darin aeussert, dass alle staendig am Schnorcheln, Surfen, Schwimmen, Kraulen, vorwaerts Klettern, rueckwaerts Klettern, blind Klettern, Nachtschwimmen, Rennen, Beachvolleyballen, Cricketspielen, Abseilen, Haijagen, Angeln, Tauchen sind. Just to name a few. IMG_1029
Staendig gibt es Sportevents, bei denen man staehlerne Menschen dabei beobachten kann wie sie duch den Sand rennen, rauspaddeln, reinpaddeln, Rennen, rausschwimmen, reinschwimmen, rennen usw usf. Und das bei 40 Grad. Verrueckt! Da ziehe ich mich dann mit meinem Buch in den Schatten zurueck, ich couch potato. Mein Bruder, der Graf, der Kaeptn, der Don, hat ja zuhause auch ein Klavier und eine Gitarre, mit denen ich die Nerven der Nachbarn strapaziere. Das finde ich dann manchmal sinnvoller. Natuerlich bin ich auch immer ein bisschen neidisch auf diese Menschen, die so unendlich sportlich sind und braungebrannt und nicht wie ich nach 2 Minuten einen Sonnenbrand kriegen, trotz in Alien-artigem Gruen gehaltener Kinder-Sonnencreme auf meiner roten Haut!IMG_0989Zurueck zu den Aussies: Und dann kommt das BBQ, was ja auch draussen ist. Eigentlich ein schoenes soziales Event, das auch von den Communities gefoerdert wird: Ueberall gibt es BBQ-Grillplaetze mit Gas fuer umme. Jedoch langweilen mich bestimmte Dinge auf die Dauer, zum Beispiel die Gespraechsthemen beim BBQ oder Betrinken: Sport, Tennis, Cricket, Sport, der Surf heute, das Wetter, die Haie, die Wellen. Die Wellen! Immer der wavie-talk. Fuer mich sind genau 2 Dinge interessant: An welcher Stelle komme ich ohne grosse Anstrengung ins Wasser und sind die Wellen zu gross oder zu klein.

So, und ich bin ja doch eher der Indoor-Mensch. Also, rein von meinen Aktivitaeten her. Jedoch versuche ich mich anzupassen, bin ja ein polyglottes Chamaeleon, ein provinzieller Kosmopolit!
IMG_0995Gestern habe ich denn auch mit Freunden vom Graf Tennis gekuckt. War super! Das laengste Spiel ever in den Australien Open! 5 stunden 14 minuten. Rafa Nadal gegen seinen Landsmann Fenando Ver (adero? Hab Namen vergessen). Ein grosses Spiel, das wir alle hochemotionalisiert verfolgt haben, sicher nicht nur wegen des kolumbianischen Whiskeys. Ich glaube ich schreibe mal ein Buch ueber die Psychologie dieses Matches. Am Anfang war ich gegen Nadal, aber dann hat er mich ueberzeugt. Ich glaube, der Junge ist echt ein Ausnahmetalent.

So, nun werde ich mich mit meiner Sunblocker-Paste ueberziehen und rausgehen. Der Plan ist, den Graf zu stalken, der ist naemlich neuerdings Lifesaver im renommierten Manly Livesafing Club. Witzigerweise hat er sich gestern mal wieder das Gesicht verbrannt und bekommt heute sicher Aerger (die Lifesaver sollen ein sun-related responsible behaviour an den Tag legen, eigentlich).IMG_0877
Heute Abend ist meine Abschiedsfeier mit den Leuten, die wir hier kennen. Ein wenig Angst habe ich schon, da die Aussies so unberechenbar sind was das Partymachen angeht. Aber wird schon!

Cheers
E

PS: An alle Verwandten, die sich so nett mit meiner Abschlussarbeit beschaeftigen: Ueberlegt es euch gut, bevor ihr American Psycho kauft! Wer weiss, was ihr danach von mir denken werdet.
Apropos: Das Zeugnis ist da und ich offiziell fertig mit dem Studium.

Nachtrag zum ersten Foto dieses Beitrages: Signifikant ist der Unterschied zwischen europaeischen und australischen Gepflogenheiten der Badehosen-Bekleidung. In Europa sind knappe Badehosen (besser: Hoeschen) ein Altherren-Ding, fuer die juengere Generation ein No-Go! Hierzulande laufen alle damit herum, die etwas auf sich halten. Es gibt sogar eine Art Schimpfwort fuer die Art von Maennern, die standhaft bei ihren Shorts bleiben (meistens Englaender).

Samstag, 24. Januar 2009

Die Australier halten es noch in Ehren,

... das Berliner Kunst- und Musikmovement 1990.

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Opera, Sydney

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Montag, 19. Januar 2009

Und waren weg...aber in Maßen

Wer ist denn diese Frau Eva?

Ist ja nicht nur ein Graffitischriftzug nebst drei Grammophonen auf einer Baustellenabsperrung in Bilbao. Ist mehr! Ist Max Demians Mutter in Hesses "Demian".
Mein Lieblingszitat:

In den Wolken war eine große Stadt zu sehen, aus der strömten Millionen
von Menschen hervor […] - Mitten unter sie trat eine mächtige Götterge-
stalt, funkelnde Sterne im Haar, groß wie ein Gebirge, mit den Zügen der
Frau Eva. In sie hinein verschwanden die Züge der Menschen, wie in eine
riesige Höhle, und waren weg.


Okay das ist etwas groessenwahnsinnig. Zur Ausgewogenheit die andere Frau Namensvetterin dazu:

Es ist selbstverständlich, dass Frauen etwas lernen, dass sie sich weiterbilden und Aufgaben auch außerhalb der Familie übernehmen, wenn sie das Talent dafür haben. Doch all das sollte in Maßen geschehen.
- Eva Herman, Cicero Magazin

Sonntag, 18. Januar 2009

Die Ordnung der Dinge I: Aehnlichkeiten finden

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Thermen und noch mehr Hoelle

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Die restlichen Tage auf der Nordinsel verbrachten wir am Lake Taupo und in diversen Schwefel,-Vulkan,-Thermalgebieten. IMG_0743
Am Besten waren wohl die Sacred Waters (Wai-O-Tapu). Ganz bunt sind die Quellen und Seen in ihrer blubbernden, hydrothermalen Aktivitaet. IMG_0719

Hell's Gate war nicht mehr ganz so beeindruckend. Eine finstere Kraterlandschaft mehr mit einem heruntergekommenem Spa-Bereich. Aber immerhin hat George Bernard Shaw dazu gesagt, dass er die Gegend besser nie kennengelernt haette, da sie ein Abbild jenes Schicksals sei, welches die Theologen ihm prophezeit haetten (er war Atheist). Um 1900 erkundete er die Gegend und wurde von den Maori sehr geschaetzt, weshalb sie seine Namensgebung (Hell's Gate) zuliessen. IMG_0713
Amuesanterweise verfolgt mich Shaw. Ich hatte justamente einen Tag zuvor in meinem neu erworbenen Buch "The language Instinct" von Steven Pinker ein Shaw-Zitat gelesen. Es ging um die Un-Logik der englischen Sprache: "ghoti"kann gesprochen werden wie "fish" (gh as in "tough", o as in "women", ti as in "nation").
Den "Turm" vom Tellkamp habe ich fertig und empfehle ihn sehr.

Nachtrag Vulcano Crossing

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In Auckland hat es aufgehoert zu regnen und es kommt langsam die Sonne raus. Aber ich sitze trotzdem im Internetcaf'e und werde da wohl auch bis zu meinem Abflug bleiben. Die Jungs sind schon zu ihrer Suedseeinsel weitergeflogen (auf der leider schlechtes Wetter sein soll, die Armen) und so ganz ohne Auto und Begleitung bleib ich lieber hier.

Noch einmal zum Tongariro National Park. Das Gebiet mit drei Vulkanen wurde um 1800 von den Maori an die Englaender verschenkt. Es gab eine Abmachung, dass die Maori nur ein Territorium verschenken oder verkaufen sollten, wenn sie es wirklich wollen. Auf keinen Fall aber sollte an englische Privatleute verkauft werden - das Land ging immer an die Krone und die entschied dann, wie das Areal genutzt werden sollte.

Der Weg hoch war sehr steil und anstrengend. Wir gelangten erst zum South Crater und dann zum Red Crater, bis ganz hoch zum Mount Ngauruhoe (dem Herr der Ringe - Krater) trauten wir uns nicht (obwohl es "nur noch" 400 Meter waren, aber die sollen der Horror sein).IMG_0598
Mir reichte der Anblick der Krater und der Schfefelgeruch vollkommen aus, ich hatte genug zu tun mit der duennen Luft und den tausend Steinen in meinen Schuhen (genau, die einst bluetenweissen Adidas, nun bis zur Unkenntlichkeit entstellt).IMG_0611 Mir war ziemlich unheimlich zumute, so Angesicht zu Angesicht mit schwarzem und rotem Gebirgsstein, das zerklueftet war und vor sich hinbroeckelte und dieser Stille, die sich anfuehlt als wuerde man von einem Monster beobachtet.
Ein ganz steiler Weg ging zu den Emerald Lakes hinab. Diese drei Seen lockerten die Szenerie durch ihre bunten Farben etwas auf, stanken aber nach Hoelle.IMG_0628 Nach einem gluecklicherweise recht geraden Weg durch den Central Crater kamen wir an den Blue Lake (auf Maori: Te wai-whakaiata-o-te Rangihiroa, kein Witz), an dessen Ufer wir rasteten. IMG_0619 Langsam begann der Abstieg, der Himmel riss auf und zeigte unglaubliche Sichten auf den National Park, die Seen und Berge. Wir passierten noch die Hot Springs, bei denen Schwefeldaempfe aus den Felsen steigen. IMG_0633 Gluecklicherweise haben wir erst nachher erfahren, was fuer eine Ausruestung wir eigentlich benoetigt haetten. Andererseits hat uns der Campingplatzbesitzer erzaehlt, dass er den Weg schon mal in 1,5 Stunden bewaeltigt hat - rennend. You must learn, dachten wir uns und fielen ins Koma.
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Donnerstag, 15. Januar 2009

Abandon all hope ye who enter here

... dachte ich mir gestern auf unserem Weg (Gewaltmarsch) hoch zum Gipfel jenes Vulkans, in dessen Schlund Frodo einst den Ring-sie-zu-knechten hineinwarf (Gegend heisst Tongariro). Hobbit-Romantik kam hingegen bei mir nicht auf. Meine ersten 1800 Meter waren eine Hoellentour: Steile Waende, seinem Namen alle Ehre machendes Geroell (das wirklich rollte und einen immer wieder zurueckwarf, drei Schritte hoch, zwei runter), kein richtiger Pfad, ab einer gewissen Hoehe schneidender kalter Wind und zerklueftetes Lavagestein. Huibui! Und das ueber 15 Kilometer. Dann nur noch 4 Kilometer abwaerts, eine leichte Uebung fuer uns neugeborene Reinholds.

Es war sehr unheimlich und wenn ich auf den Fotos laechele, dann nur weil ich aeusserst professionell bin. Leider habe ich hier keinen USB-Anschluss, aber ich poste so bald als moeglich Fotos von dem finsteren Vulkan, den roten Gebirgen, den gelbgruenen Schwefelseen, den schwarzen Bergen mit weissem Schnee, der Sonne und den Wolken die so nah waren. Der letztere Punkt und die Aussicht tragen unter anderem zu dem himmlischen Aspekt unseres Vulcano-Crossings bei: Nach dem man der Vorhoelle (es ist bestimmt der erste Kreis des Infernos) entronnen ist, beginnt Part II des Spiels. Es wird goettlich - Erhabenheit nennt man's wohl.

Ich komme also gaenzlich durcheinander mit der korrekten Abfolge der Geschehnisse (eigentlich war ja erst die Suedinsel dran), aber hier blickt sowieso niemand mehr durch. Die Mitte der Nordinsel ueberrascht uns wirklich und ist sehr erwaehnenswert. Komisch, haben uns doch alle von ihrem Besuch abgeraten.

Heute haben wir tolle Geysire und Schwefelquellen gesehen, geothermische Folgen der Vulkanausbrueche (die immernochaktiv sind) und Erdbeben. Gelbes, gruenes, rotes Wasser das aus der Erde blubbert. Ein hot pool entlastete uns am Ende des Tages von den schmerzenden Muskeln.

2 Wochen Neuseeland bereisen war eine Schnapsidee. Es ist einfach ueberall so toll.
Also, Urlaub, Urlaub ! - ist das hier nicht. Die Zeit ist zu knapp bemessen zum Entspannen. Dementsprechend lautet unser Programm hier: an keinem Ort mehr als 2 Naechte zubringen, morgens um spaetestens neun sitzen alle gestriegelt und gepackt im Auto und es wird weitergehetzt. Jaja, die Deutschen! denken die Kiwis und laecheln mitleidig. Oder auch freudig, wenn wir speeden und Strafe zahlen muessen.

Freudige, dennoch recht entspannte Gruesse von einer, die stolz ist wie Bolle dass sie 1800 Meter geschafft hat (und nicht hoeren moechte, dass das fuer wahre Wanderer nur ein kleiner Hopser ist)

Dienstag, 13. Januar 2009

Levin, NZ

Wir sind in einem winzigen Kaff auf der Nordinsel (Levin) auf einem niedlichen Campingplatz mit Cottage und zu dem rosa Sonnenuntergang ueber dem Gebirge gibt es gleich Muscheln.

Ich muss mich entschuldigen fuer die schlechte Blogqualitaet (der Bilder und der Texte), aber die Zeit im Internet laeuft sehr schnell ab. Entweder in finanzieller Hinsicht oder weil mir meine Dschungelcamp-Gefaehrtinnen Posh Spice und J-Lo (manchmal gemahnen sie auch an Desiree Nick und Anouschka Renzi)im Nacken sitzen.
Der PC-Platz hier hat darueberhinaus keinen USB-Anschluss. Hach, die Kiwis. Aber recyceln tun sie schoen.

Morgen wird hart: Ganz frueh aufstehen und dann auf den Vulkan hoch. 10 Stunden wandern, da wird wohl der ein oder andere Nagel abbrechen. Ob Vicky Beckham in Highheels hochlaufen wird? Oder J-Lo ihre falschen Wimpern verliert? Man darf gespannt sein.
Jetzt erst mal auf zum perfekten Dinner.

Ahoi!

Montag, 12. Januar 2009

Noch ein paar Postkarten

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Landschaftspostkarten aus NZ

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Neuseeland, Robbenland! Es gefaellt mir sehr gut hier. Am Einpraegensten ist wohl der fliegende Wechsel der Landschaften. Kaum ein Eindruck haelt laenger als eine halbe Stunde lang an. Eben noch waehnte man sich im Auenland, nun schon wieder in Miami Beach. Das erste, was Mensch in fremder Umgebung macht, das Kategorisieren und Einordnen in vertraute Muster, schlaegt hier fehl.
Es draengt sich der Vergleich mit einer Schweizer Alpenlandschaft auf, schon zerstoeren Farne und Palmen das Bild. Man sieht sich deutlich an Bayern erinnert, doch eine Bucht gemahnt dann eher an Irland. Und kaum hat man einen idealen Vergleich gefunden (Kalifornien!), schieben sich Papageien, gelbkoepfige Spatzen und Regenwaelder in die muehsam errichtete Ordnung. Es muss wohl ein neues Vokabular her. Ich arbeite daran! Aber bis dahin moegen die Bilder sprechen.
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Es darf nicht Vergessenheit geraten, dass man die schoensten Momente nicht festhalten kann. Eine Landschaft nimmt geradezu skurrile Farben & Formen an - der Akku ist leer. Zwei Kinder spielen im Licht der untergehenden Sonne auf einer Sandbank, so dass es aussieht als schwebten sie auf dem Wasser - die Kamera ist im Zelt. Zwei schwarze Moewen schlafen im Stehen, mit dem Kopf im Gefieder und starren einen mit blutroten Augen an - man kann nicht fotografieren, weil man dieses seltsame , seltene Gleichgewicht nicht antasten moechte.

Es ist eine maerchenhafte Welt wie die der Waldgott-Landschaften in "Prinzessin Mononoke", hier im Norden der Suedinsel, verwirklicht durch die Hand eines vollkommen druff geschickten Mangazeichners.

Der Maori-Gott fuer schlechtes Wetter war ja in den ersten Tagen etwas sauer (vielleicht haben wir das Maori-Ritual in Queenstown - nachts in den Gletscherwassersee springen - doch nicht ganz richtig gemacht), weshalb sich der Mount Cook und der Mount Franz Josef vor uns versteckten. Demzufolge kam es nicht zur Erklimmung des letzteren: Es regnete und er lag total im Nebel. Sehr schade. Naechstes Mal.
Die National Parks und Straende und River Tracks im Norden der Suedinsel haben alles wieder wettgemacht. Und die nette Fastfood- und Barbecue- Mentalitaet der Kiwis.

Morgen wird auf die Nordinsel uebergesetzt!
Good fight, good night
Eure Frau Eva

Samstag, 3. Januar 2009

Christenkirche

Christchurch an sich ist wie Bad Homburg mit Goldrush-Anklaengen. Erwaehnenswert eigentlich nur insofern, als dass ich den Tag alleine herumkriegen musste, da ich auf meine Reisebegleitungen wartete. Das bedeutete ein ziel- und zeitloses Rumstreunen durch die Stadt und im botanischen Garten, in dem mir auffiel, dass Blumen einen wirklich umhauen koennen, gesetzt dem Falle man hat genuegend Zeit. Dann sind sie besser als jedes moderne Museum mit ready mades und Videoinstallation.
Der Rest des Tages war: Sushi, Sturm, Flucht ins Hostel, Regen und der "Turm" von Tellkamp, den ich sehr gut finde.
Jetzt Auto holen und dann ab auf den highway (naja, Landstrasse) Richtung Queenstown.

Donnerstag, 1. Januar 2009

Sylvester in Sydney

Sylvester in Sydney
(mehr Fotos beim Klick auf das Foto)

Sylvester in Sydney ist Terror und Ausnahmezustand, vielleicht vergleichbar mit Gotham City, wenn Joker die Herrschaft übernimmt. Hubschrauber mit Suchscheinwerfern kreisen über der Stadt, der ganze Hafenbereich ist mehrere Stunden vor Beginn des 21-Uhr-Feuerwerks überfüllt und gesperrt, Menschen schreien, wollen durch, brechen zusammen, Alte und Kranke werden mühsam nach vorne gehievt.
Dann sitzt man mehrere Stunden auf dem Boden, sieht 2 Feuerwerke (von denen das Mitternachtsfeuerwerk wirklich großartig ist), gratuliert sich dann schnell um kurz darauf loszurennen, zusammen mit einer Million anderer Menschen, die auch in Richtung Stadt wollen. Vo jetzt an ähnelt die Szenerie mehr „Independence Day“, alles flieht vor einem lebensbedrohlichen Raumschiff oder der Riesenwelle.
Anschließend zieht man sich schnell um, rennt weiter in den Club, hat dort bis 3 Uhr Zeit abzuzappeln und geht dann in ein überfülltes McDonalds um mit neuseeländischen Ureinwohnern Stress anzufangen.
Schließlich geht es nach Hause. Man beschließt, doch nicht mehr im Meer baden zu gehen sondern sich ein, zwei Aspirin zu machen und zu beobachten, wie die Sonne über der Burg in Manly aufgeht, umschwirrt von bunten Papageien, die ihr „Ja, ja“ in die Welt herausschreien.

Montag, 29. Dezember 2008

Blogblüten

Da ich "berufsbedingt" (hüstel) sowieso in deutschen Blogs rumsurfe, hier ein paar Blüten:

Kierkegaard über den Dichter, der es schwer hat

Fürs intelligente Ablenken vom Lernen, falls jemand lernen muss, ansonsten auch so

Für Verschwörungstheoretikerlein

Für Obamamania-Fans

Sonntag, 28. Dezember 2008

Mirror for the sun

Es ist ja gestern ein weisser Hai gesichtet worden, zwei Straende von Manly entfernt, nachdem am selben Tag in Perth ein Schnorchler von einem weissen Hai gefressen wurde. Die Australier, wuerde ich sagen, sind etwas blass um die Nase aber das eventuelle Schicksal, einen verfruehten Tod durch shark-attack zu erleiden wird als Risiko angenommen, mit dem man wohl oder uebel leben muss. That's life, mate! Der getoetete Schnorchler hatte wohl auch in weiser Voraussicht betont, er wolle nicht, dass ein Hai erschossen wuerde, sollte er einmal von einem gefressen werden.

Nunja, wir gehen natuerlich trotzdem ins Meer und ich versuche meine ersten wackeligen Schritte auf dem Board. Mit meinen verbrannten Kniekehlen und dem unbeholfenen Paddeln bin ich denke ich auch nur noch hoechstens 10 Jahre vom koolen Surfergirl entfernt.
Aber ich werde schon immer laessiger: Seit mehr als einer Woche habe ich nichts Philosophisches oder Theoretisches mehr angeruehrt. Ich esse und trinke und bin auf dem Wasser. Komisch ne.

Am 2. Weihnachtsfeiertag ist hier Boxing Day. Da fahren hunderte von Segelbooten im Hafen von Sydney los in eine andere Stadt. Frueher war man gut, wenn man an Sylvesteram Ziel ankam, heute braucht man nicht einmal 2 Tage. Die Menschen in Sydney tingeln in Scharen auf die Berge und Huegel, kucken sich den Start des Rennens an und machen dann Picknick.
Boxing Day und so

(Nachtrag: das Segelbootrennen geht natuerlich nicht in irgendeine Stadt, sondern nach Hobart, Tasmanien).

Gestern waren wir in einem abgefahrenen Kino. Privat betrieben von einem aelteren Paar, ueber einer alten riesigen Garage. Es kam unter anderem ein Film mit Pierre Brice, in dem er einem von Frauen beherrschten Planeten entfliehen will, natuerlich in Richtung Erde, dem Maennerparadies. Viel besser hat mir die superbizarre britische Kinder(!!)serie "The secret service" gefallen. Lohnt sich das mal auf Youtube zu schauen.

Ausgehen gestaltet sich in Sydeny recht schwierig. Man begnuegt sich damit, sich in angelsaechsischer Manier am fruehen Abend zu treffen, sehr schnell zu betrinken um dann in den "Hotels" (also Pubs) zu enden, die eine radikale Tuerpolitik fuehren. Tanzen ist nicht so angesagt weshalb man sich um spaetestens 3 Uhr aus dem Hotel rausschmeissen laesst und fein in die Kiste geht.
Schoen finde ich, dass man in den meisten Restaurants seinen eigenen Wein mitbringen darf.

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Fest der Liebe in Manly Beach

Zwischen koreanischen Christmas-Crackern, in denen schlechte Witze (How do you call the fear of Santa Claus - Claustrophobia), bunte Pfeifen in Froschform und auch herrliche Plastikkronen steckten, gab es fuer meine Mutter Superman-Comics, fuer meinen Bruder eine DVD die aus der Videothek ausgeliehen ward sowie fuer mich eine Taschenlampe und ein altes T-shirt. Dazwischen aber auch jede Menge andere tolle Dinge. Aber die roten Kronen waren schon der Bringer.

Kirche gab es dann leider doch nicht, wobei mich das Karaoke-Programm mit Leuchtschrift ueberm Altar schon interessiert haette.

Man brachte am Ende des Abends die Gaeste zur Faehre und schwelgte zwischen partywilligen Australiern in der Grossraumdisko.

Froehliche Weihnachten!
Frau Eva
(Mehr Fotos beim Klick auf das Foto)

Weihnachten 08 Sydney

Dienstag, 23. Dezember 2008

Seoul

Es geht los, ich habe meine Rolle als Auslandskorrespondent angetreten!
Die deutsche Bahn bescherte mir noch einen sechsstündigen Adrenalinflash, bevor ich endlich neben Muttern im Flieger nach Seoul saß. In Spandau hatte es nämlich einen Personenschaden gegeben, weshalb der Zug einen Umweg nehmen musste, der uns fast 2 Stunden kostete. In Göttingen schmiss mich die mütterliche und Kette rauchende Schaffnerin mit den Worten „nehmen Sie den anderen Zug, vielleicht schafft der’s noch, ansonsten Frohe Weihnachten“ raus. Ich wusste bis zum Boarding nicht, ob ich es noch schaffe, weshalb die von mir geplante urgemütliche Bahnfahrt durch Deutschland im Winter mehr einer hysterischen Achterbahn der Gefühle glich.

Ist auch wurscht, es hat ja geklappt und die Deutsche Bahn ist nun einmal, wie sie ist. Im Flieger nach Seoul gab es schöne Wham und Mariah Carey-Musik zum einstimmen. Dazu niedliche, feengleiche Stewardessen, deren englisch vollkommen unverständlich war („yu äv spesche mi?“ Wer errät, was es heißt, bekommt von mir das, was es heißt) und eine Sitznachbarin, die echte Hessin war und ähnliche Hände hatte wie ich, aber mir Miris Daumen.
Dann las ich die Hälfte von Carlos Ruiz Zafóns „Das Spiel des Engels“, weil mein Mitbewohner es mir empfahl, weil ich den hohen Unterhaltungswert von „Im Schatten des Windes“ noch in Erinnerung hatte und weil ich nach dem ganzen Prüfungsstress endlich mal wieder ein Buch nur zum Vergnügen lesen wollte. Ich finde es aber leider gar nicht so spannend. Es ist eine Geschichte, die so viele klischeehafte Literaturstereotype (Personen als auch Themen) und philosophische Gemeinplätze verwurstet, dass es schwer fällt, den Roman ernst zu nehmen. Ich zucke echt zusammen bei den ganzen Teufelsadvokaten und dekadenten Spukschloss-Motiven einerseits und dem ewig weiblichen Gütigen und dem für’s Böse anfällige Schriftsteller andererseits. Und dass die Religion mehr einer großen Erzählung gleicht, die zum Überleben der Gattung Mensch (teilweise) beiträgt, als einer absolut wahren Theorie über den Ursprung des Menschen und der Welt – nu ja, ne. Der Zafón erfindet das Rad nicht neu. Die Charaktere bleiben sehr flach, ohne jeden Tiefgang. Das könnte auch dem märchenhaften Zug des Buches geschuldet sein, aber dazu liest es sich zu stark wie das Werk eines Autors, der die Rohfassung für eine Action- und Liebesszenenhaltige Hollywoodverfilmung schon mitliefert.

Ein Magister-Satz: Ich lese es trotzdem zu Ende, diesen 700-Seiten-Klopper und bei dem Grad der Komplexität wird mir das wohl bis Sydney gelingen.
Gerade sitze ich in Seoul am Flughafen und mir brennt der Mund weg: Chicken Mc Nuggets und der Mc Chicken sind hier superscharf. Von wegen Globalisierung und alles schmeckt immer gleich. Der Flughafen selber aber ist wie jeder andere Flughafen auf der Welt auch. Bis auf die irritierenden, als Weihnachtsmänner verkleideten Koreaner überall (sind das nicht Buddhisten? Machen die den ganen Christen-Schnickschnack nur für uns West-Touris?), die „Me-ii Kistmes!“ schreien, oder die Bühne vorhin auf der eine Teenieband auftrat und all die Asiaten, die von dem ganzen Klamauk Fotos machen und doch tatsächlich durchgehend mit dem Victory-Zeichen posieren. Zieht man das alles ab, könnte man auch in Frankfurt sein, oder Madrid Barajas, oder Dubai.

Weil wir hier einige Stunden Zeit haben, wurde ich vom mütterlichen Feldwebel gezwungen, nach draußen zu gehen (ein Riesenbürokratieakt). Ich erwartete 30 Grad, doch leider war es kälter als in Deutschland. Dennoch ließ sich Oberstabsgeneral Mutter nicht von einer gefährlichen Exkursion zu einem Tempel abbringen („Ist doch umsonst!“). So wurden wir also zu einem baufälligen Buddha-Schuppen mit Glocke und Fruchtbarkeitsbrunnen gekarrt und ich habe einen echten Eindruck von der koreanischen Seele gewonnen. Sie wirkt auf mich zutiefst verstörend. Ich glaube, diese Menschen haben keine Freude am Leben. Weiß nicht, wie ich darauf kam, aber ich dachte es die ganze Zeit, als wir über die trostlose Flughafen-Insel ruckelten, die einer riesigen Baustelle gleicht. Am Horizont ragte Seoul gen Himmel, und diese komische schiefe, superlange Brücke krakelte sich über eine von der Ebbe leer gesogene morastige Kraterlandschaft vom Festland bis hin zu unserer Flughafeninsel, und ich konnte keine Autos auf ihr entdecken.

Mittwoch, 17. Dezember 2008

U-Bahn

Schon öfter wurde ich Zeuge folgender seltsamen Situation. Ich befinde mich wartend an der Bushaltestelle, lesend im Ubahnwaggon, an der Supermarktkasse, oder wo immer auch andere Menschen sind, die im gleichen Vakuum verharren wie ich.
Dann kommt eine neue Person hinzu, ein dunkelhäutiger Mensch, und grüßt den einzigen dunkelhäutigen Menschen, der sich noch in meiner Umgebung befindet. Setzt sich ihm gegenüber, nickt. Schaut durch das Fenster aus dem Nachbarwaggon und tippt mit Zeige- und Mittelfinger grüßend an die Mütze.
Ein oder zweimal kann das Zufall sein, aber ich habe es nun schon sehr oft beobachtet, in der vergangenen Woche gleich zwei Mal. Was hat das zu bedeuten? Gibt es eine globale Solidarität zwischen zwei Besitzern der gleichen Hautfarbe inmitten einer Gesellschaft, die größtenteils andersfarbig ist? Würde ich in einer afrikanischen Bahn den einzigen Weißen im Wagen grüßen? Vielleicht ist der Vorgang gar nicht so kurios, aber mir kommt er so vor, vielleicht weil ich nicht weiß, wie es sich anfühlt.
Bei den zwei Fällen in der vergangenen Woche hat eine Partei immer Rastas getragen. Vielleicht ein interner Gruß unter Rastafaris?

Aber sie mussten gar keine Rastafaris gewesen sein. Sagt mir doch mein postmodernes Wissen und auch meine Mitbewohnerin aus dem sonnigen Kalifornien, dass, genauso wenig wie ein weißer Springerstiefelträger gleich ein rechtsradikaler Skin sein muss, ein schwarzer Rasta-Träger sofort zu den Rastafaris zuzuordnen ist.
Meine Mitbewohnerin hatte ich nämlich mit Fragen nach den Zusammenhängen zwischen Rastafaris und Israelis befragt (wegen Zion und Iron like a lion in Zion und so). Naja, sie sieht zwar aus wie Bob, wusste es aber auch nicht.

Kann ich verstehen

"Meine Gedanken sind langsam und meine Gefühle schnell."

Jean-Jacques Rousseau

Drei Grammophone

Von allen Institutionen befreites, hemmungsloses Assoziieren.

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